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Vor- und Nachteile evangelischer Gemeinden
Wer neben den orthodoxen und katholischen Kirchen auch evangelische, protestantische oder so genannte freie Kirchen bedenken und umbeten will, kann nicht anders, als dabei über das Leben Dr. Martin Luthers nachzudenken, durch den der Herr Jesus die Reformation 1517 n.Chr. eingeleitet hat. Dieser Sohn eines Bergmanns studierte zunächst in Erfurt die schönen Künste und Aristoteles, und trat 1505 n.Chr. in das Kloster der Augustinermönche in Erfurt ein, nachdem ein Blitzschlag in seiner Nähe in einen Baum gefahren war. Nach zwei Jahren wurde er als Priester geweiht, legte 1512 sein Examen als Dr. Biblikus ab, und unterrichtete danach Psalmen, sowie den Römer- und Galaterbrief. Dabei fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, als er in Römer 1,17 las: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ (Habakuk 2,4). Dieser Vers wurde zur Summe seiner Vorlesungen, ließ ihn die geistliche Wiedergeburt (Johannes 3,3) erleben und erschien als Thema der Reformation.
Luther regte sich als Seelsorger und Dozent über den Ablassprediger Tetzel 1517 n.Chr. auf, als dieser, im Auftrag des Papstes, Geldopfer für den Bau des Petersdoms in Rom sammelte. Den Spendern wurde versichert, dass ihre Gaben ihnen selbst und ihren verstorbenen Verwandten die Vergebung ihrer Sünden nach dem Motto bewirkten:
Wenn der Batzen in dem Kasten klingt,
die Seele aus dem Fegfeuer springt!
Dr. Martin Luther heftete am Vorabend zum Allerheiligenfest (31. Oktober 1517), eine Liste mit 95 kritischen Thesen zu diesem Problem an die Kirchentüre in Wittenberg, um eine öffentliche Diskussion über diesen Unfug einzuleiten. Diese Protestaktion aber wirkte wie ein Strohfeuer. Seine Thesen wurden schnell in ganz Deutschland verbreitet. Die Reformation hatte damit begonnen.
Luther verfasste für die beginnende Volksbewegung mehrere Schriften: „An den christlichen Adel deutscher Nation“, „Die Babylonische Gefangenschaft der Kirche“ und „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Als mehrere öffentliche Disputationen sein Bekenntnis nicht ändern konnten, wurde er 1521 n.Chr. zum Reichstag nach Worms beordert, und dort mit der Reichsacht belegt, nachdem er seine Schriften nicht widerrufen hatte.
Er war somit „vogelfrei“ geworden. Feinde der Reformation waren berechtigt, ihn jederzeit legal zu töten. Er stand immer in Lebensgefahr. Aber der Herr Jesus bewahrte, leitete und schützte ihn 25 bewegte Jahre lang.
Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen (1463 -1525 n. Chr.) sympathisierte mit Luther und gewährte ihm Asyl auf der Wartburg. Dort übersetzte der versteckte Mönch die 27 Schriften des Neuen Testaments in nur elf Wochen auf der Grundlage verschiedener Textquellen. Er ermöglichte damit den Deutschen die Meditation über dem erlösenden Wort Gottes in ihrer eigenen Sprache. Dadurch waren sie von den Lesungen der Priester in den lateinischen Schriften unabhängig geworden.
Da die Buchdruckkunst in jener Zeit neu erfunden wurde, verbreitete sich das Neue Testament erstaunlich schnell.
Das Ergebnis war positiv und negativ. Die Bilderstürmer in Wittenberg wollten ihre Kirche von allen katholischen Traditionen reinigen. Die Wiedertäufer bezeichneten die Kindertaufe als Irrtum, und verlangten die Wiedertaufe der erwachsenen Christen. Erasmus von Rotterdam sah für seinen unbiblischen Humanismus eine neue Ära anbrechen. Gleichzeitig aber breitete sich die Reformation in alle Richtungen aus. Mehrere Freie Reichstädte erkannten die Chance ihrer Befreiung vom katholischen Joch, und akzeptierten bereits 1524 n.Chr. die neue Glaubensform: Straßburg, Nürnberg, Konstanz, Ulm, Esslingen, Nördlingen, Magdeburg, Bremen und Stralsund.
Luther lehnte 1525 n.Chr. die zornige Gewaltanwendung der Bauernkriege in Süddeutschland und kriegerische Revolutionen ab, und verlor dadurch mehrere Freunde, die von seiner Reformation eine umfassende Befreiung von ungerechten gesellschaftlichen Bindungen erhofft hatten.
Im selben Jahr entschied sich der reformatorische Mönch noch Katharina von Bora, eine der ehemaligen Nonnen, entgegen dem katholischen Zölibat, zu heiraten. Sie bewirteten später viele Besucher in ihrem großen, fröhlichen Haushalt.
Im Jahr 1526 n.Chr. erlaubte der Reichstag in Speyer eine begrenzte Durchführung der Reformation, wonach Brandenburg und Schwäbisch Hall (mit Brenz) evangelisch wurden. Luther ordnete dann die Kirchen in Sachsen und in Hessen neu, und führte die Deutsche Messe im Gegensatz zur katholischen, lateinischen Messe ein. Im Jahr 1527 n.Chr. folgten Dänemark und Schweden seiner Reformation. Bei den Visitationen in Mitteldeutschland, war die Notwendigkeit eines Kleinen Katechismus für Gemeindeglieder, und eines Großen für Pastoren erkannt worden, was 1529 n.Chr zur Abfassung dieser Kleinode der Reformation durch Luther führte.
Im gleichen Jahr war es den Türken gelungen, nach der Eroberung von Bosnien und halb Ungarn bis Wien vorzustoßen. Diese Tatsache erschütterte manche Fürsten Europas, da sie erkannten, dass die Muslime Europa unterwerfen und missionieren wollten. Luther schrieb dazu eine Schrift „Vom Krieg wider die Türken“, die jeder bewusste Christ lesen sollte.*
1. Vom Krieg wider die Türken: Darin schrieb er, falls er Zeit habe, müsse er den Koran ins Deutsche übersetzen, damit jedermann sehe was für ein schändliches Buch er sei.
2. Heerpredigt wider den Türken,
3. Vermahnung zum Gebet wider die Türken,
4. Widerlegung des Korans'
Der Reichstag in Augsburg im Jahr 1530 n.Chr. führte zu einer Konsolidierung der Reformation. Luther selbst konnte unter der Reichsacht stehend nicht daran teilnehmen, sondern wohnte auf der Coburg in Nordbayern und begleitete den Reichstag mit seinen Briefen und Gebeten. Er hatte Melanchthon bevollmächtigt, an seiner Stelle die Forderungen der Reformation vorzutragen. Mehrere Fürsten, die sich dem neuen Glauben angeschlossen hatten, traten mutig für die Formulierung der Rechte der Protestanten ein. So entstand die Confessio Augustana (CA) als Rechtsgrundlage für alle, die sich der Reformation angeschlossen hatten.
Manche behaupten, dass der Angriff der Türken auf Wien den Kaiser gezwungen habe, den Protestanten gegenüber tolerant zu sein, um ihre Fürsten für einen Feldzug gegen die Türken zu gewinnen. Solche Spötter spekulieren weiter, dass letztlich der Feldzug der Türken die Reformation ermöglicht habe.
Luther aber hat Religionskriege stets abgelehnt. Dies bestätigen seine Schriften wider die Türken. Er forderte allerdings ihre Bestrafung durch weltliche Fürsten, wenn sie christliche Länder angreifen und drangsalieren. Seine Ablehnung des Schmalkaldischen Bundes, bestätigt Luthers Absage an jede Gewaltanwendung in religiösen Fragen. Diese könnten nur durch Gebet, Glauben und biblische Disputationen gelöst werden.
Im Jahr 1534 n.Chr. konnte Luther die gesamte Bibel, in die ost-mitteldeutsche Sprachform übersetzt, drucken lassen. Sie war die Kraftquelle seiner Reformation, die ihr lateinisches Gefängnis endgültig aufgebrochen hat. Jeder Deutsche kann seither die Bibel in seiner eigenen Sprache selber lesen.
Außerdem legte Luther in diesem Jahr das erste evangelische Gesangbuch vor. Er soll gesagt haben, dass manche Hörer seine Predigten nicht richtig verstünden. Sobald sie aber seine Lieder auswendig gelernt hätten, würden sie auch seine Predigten begreifen.
Die Reformation ergriff zwischen 1532 und 1542 n.Chr. auch Greifswald, Hannover, Münster, Württemberg, Sachsen, Brandenburg, Pfalz, Regensburg und Braunschweig.*
1543 n.Chr. verfasste er ein Heft mit dem Titel: „Von den Juden und ihren Lügen“
1545 n.Chr. verfasste Luther seine letzte Schrift: „Wider das Papsttum in Rom, vom Teufel gestiftet“.
1546, am 18. Februar, starb Martin Luther in Eisleben
Lebenslauf Dr. Martin Luthers
1453 | Fall Konstantinopels |
1483, 10. Nov. | Geburt Martin Luthers in Eisleben |
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1493 | Columbus entd. Amerika |
1501-1505 | Studium der freien Künste und des Aristoteles in Erfurt |
1505 | Klostereintritt bei den Augustinern in Erfurt |
1507 | Priesterweihe |
1510 | Romreise im Auftrag des Ordens |
1512 | Doktor Biblicus |
1513 | Vorlesungen über Psalmen, Römer und Galaterbriefe (Röm. 1,17) Gottesgerechtigkeit begnadigt glaubende Sünder |
1515-1538 | Türken erob. Irak u. Mekka bis Aden (23 Jahre) |
1517, 31. Okt. | 95 Thesen gegen Ablasspredigten Tetzels (Anfang der Reformation) |
1518 | Verhör Luthers durch den Legaten Cajetan in Augsburg |
1519 | Leipziger Disputation mit Eck |
1520 | Verbrennung der päpstlichen Bannandrohungsbulle |
1521 | Wormser Reichstag: Luther widerruft seine Schriften nicht Reichsacht, Kurfürst Fr. d. Weise gibt L. Asyl auf der Wartburg |
1521 | Türken erob. Belgrad |
1522 | Neues Testament in elf Wochen übersetzt. Bildersturm in Wit. (Karstadt), Wiedertäufer und Humanisten (Erasmus v. Rotterd.) |
1524 | Ref. in Straßbg, Nürnbg, Konst., Ulm, Strals., Magdebg, Bremen |
1525 | L. lehnt die Gewalt der Bauernkriege ab, verliert viele Freunde Heirat mit Katherina v. Bora, (gegen Zölibat), großer Haushalt |
1525-1530 | Organisation der Kirchen in Sachsen und Hessen |
1527 | Reformation in Dänemark und Schweden |
1529 | Katechismus, Differenz mit Zwingli, Luther öfters krank Vom Krieg wider die Türken |
1529 | Türken vor Wien erob. Bosnien u. halb Ungarn |
1530 | Augsburger Reichstag (Melanchthon CA), Luther a.d. Coburg |
1534 | Ganze Bibel übersetzt und ev. Gesangbuch, Ref. Württembg L. lehnt Schmalk. Bund ab und verzichtet auf politische Macht |
1539 | Ref. in Sachsen, Brandenbg, 1542 Pfalz, Regensbg, Hannover |
1545 | Letzte Schrift: Wider Papsttum zu Rom vom Teufel gestiftet |
1546, 18. Feb. | Tod Martin Luthers in Eisleben (Angina pectoris) |
(63 Bände d. Weimarer Wissenschaftlichen Gesamtausgabe; 29 Jahre lang die Reformation vorwärts getrieben; 25 Jahre vogelfrei als Todeskanditat!) | |
1618-1648 | Dreißigjähriger Krieg |
1683 | Türken erneut vor Wien |
Gebet: Vater im Himmel, wir danken dir, dass du Martin Luther nach langem geistlichem Ringen, hast wie-dergeboren werden lassen, damit er ein treuer Diener Jesu Christi werde. Wir danken dir für seine Dienste, Übersetzungen und Schriften. Du hast ihn bewahrt in fünfundzwanzig Jahren Lebensgefahr, und sein Zeugnis vom Heil in Christus durch die Existenz vieler evangelischer Gemeinden bestätigt. Wir beten dich an, für die Kraft des Evangeliums in vielen Sprachen. Amen.
Frage:
- Warum wurde Luther auf dem Reichtag in Worms mit der Reichsacht verurteilt und was bedeutet diese Strafe?